Am 1. Mai ehrten 15 Rennradler und eine Rennradlerin den Tag der Arbeit und klotzten so richtig ran. Im Jahr 2001 rief ich die Tour 180 km von Magdeburg zum Brocken und zurück ins Leben. Damals quälte ich mich bei 37 Grad noch allein durch die glühende Landschaft der Börde, des Huy und des Harzes. Im Jahr 2006 waren wir dann schon zu zehnt. Stefan Kratzenstein gab dem Unternehmen seinen heutigen Namen. Die Tour de Hell. Da 180 km nicht genug waren, fahren wir seit dem auch 240 km, um den seichten Wellen des Huy einen Besuch abzustatten.
Acht Uhr in der früh haben wir uns in Magdeburg getroffen und ich war erstaunt alle versammelt in ihren bunt leuchtenden Trikots am Start zu sehen. Sie wussten wohl nicht worauf sie sich einlassen werden.
In Zweierreihe ging es dann endlich Richtung Brocken auf breiten und leeren Straßen los. Wie eine Formation Vögel flogen wir gegen den Wind an den gelb leuchtenden Rapsfeldern vorbei. Nur in den vorderen Reihen pfeiften sie schon nach wenigen Minuten – aber das war kein Lied. Die Börde ist bekannt für den Wind, der einen langsam zermürbt.
Nach 20 Minuten gleich hinter Niederndodeleben die erste Bergwertung. Gute acht Prozent Steigung. Hier will sich noch keiner die Blöße geben und beißt sich in der Gruppe fest. Danach haben sich erst mal alle ausgetobt und es gingen keine weiteren Attacken.
Nächster Halt vor dem Huy ist Krottorf. Es gesellen sich zwei weitere Verrückte zur Gruppe dazu. Der Zug rollt weiter und wie beim Speed Dating wechseln sich die nebeneinander fahrenden im Minutentakt ab. Es wird über Material und Training gefachsimpelt und über die längsten Touren und die dicksten Beine geprahlt. Bei der Streckenlänge hält Stefan mit 450 km am Stück wohl den Rekord. Danach kommt der Harry mit seiner Einsamen Tour durch die Po Ebene mit 200 km und dann wohl ich und etliche andere mit ihren Cafe Racer Touren.
Die Kilometer verstrichen und so habe ich erst bei der nächsten Bergwertung nach dem Huy wieder etwas den Blick über die grünen Felder schweifen lassen. Und da auch schon wieder die erste Attacke. Benni schaltet in den ersten Gang und fliegt fast davon. Das gepose kurz vor Wernigerode nimmt zu. Schließlich will man kurz vor dem Anstieg zum Brocken wissen wie die anderen drauf sind. Doch dann legt das Gehabe schnell eine Pause ein als vor uns ein Motorradfahrer seinen Bog im Straßengraben parkte und den Chrome mit Erde bedeckt. Christian D., der in letzter Zeit von Unfällen heimgesucht wurde und dessen Erst Helfer Lehrgang noch am frischesten scheint, kümmert sich um den Kerl bis der Rettungswagen kommt.
Der Biker wurde versorgt und für uns ging es erst mal für kurze Zeit besonnen weiter. Für Utz wahrscheinlich zu besonnen. Der hatte zu viele Reserven in den Beinen und riss mal eben sein Schaltwerk ab. Die Tour de Hell kennt keine Gnaden. Das war leider das Aus. Wir frimelten die Kette notdürftig zusammen, so dass er noch bis zum Bahnhof rollen konnte.
Mit unserem Konvoi rollten wir über das Kopfsteinpflaster des Wernigeröder Marktes. Streifenpolizisten auf zwei Beinen ermahnten uns das Rad drei Meter durch die bevölkerte Fußgängerzone zu schieben. Etwas Unterhaltung für die zahlreichen Leute in den Eiskaffes neben dran.
In Hasserode war das Feuer dann eröffnet. Harry drosch motiviert vorne weg, zügig in den Berg hinein. So 8 bis 14 Prozent Steigung erwarteten uns auf dem Weg durch den Wald nach Schierke. Für Stefan, Benni und Christian G. schien das Tempo zu kuschelig. Sie legten noch mal einen drauf und zogen davon. Meine Pulsuhr blinkte bei 170 in den dunklen Wald. Die Gruppe zerteilte sich in 14 Teile. Gerne wäre ich hinterher geflogen, aber ich musste erst mal die Jacke ausziehen.
Nächster Halt Schierke. Die Jungs konnten wohl nicht mehr und brauchten eine Pause bevor sie die letzten Steilen sechs Kilometer den Brocken hinauf steigen. Nach wenigen Minuten war die Gruppe wieder beisammen und der nächste Startschuss viel für den letzten Anstieg.
Harry brauchte wohl etwas länger Pause und steckte sich eine Panne. Blitzschneller Reifenwechsel mit dem Michelin Pro Race 2. Ein Problem. Verbandszeug und ein Familien Pack Reifenheber hätten wir gebrauchen können. Nachdem die 8 Bar Reifendruck mit der 10 cm Pumpe auf dem Reifen waren, ging es an die Aufholjagd.
Tatsächlich sammelten wir da noch einige ein, deren Kurbeln nicht mehr so gut rotierten. Nach 120 km brauch man eben etwas Biss und noch einen Tuck Freiraum zur maximalen Pulsgrenze, um die knackigen Steigungen platt zu machen.
Oben auf dem Brocken bei 1142 Metern angekommen, sind alle Glücklich. Schnell auf dem Gruppenfoto in die Kamera gegrinst und zügig wieder runter nach Schierke in die Kneipe zum Bier trinken.
Ordentlich durchgerüttelt von der Brockenstraße trifft man sich noch schnell in Schierke zum Bier bevor es dann durch spitze Kurven mit 60 Km/h gen Wernigerode geht. In Wernigerode teilt sich dann die Gruppe in die „ich kann ich nicht mehr und fahre mit der Bahn“ und in die „ich kann nicht mehr, merke aber auch nix mehr und fahre weiter“ Gruppe. Nach 200 km wurde es dann tatsächlich etwas anstrengender und der Wind drückte wieder von vorne. Ein Speichenbruch und ein Platten bei Pannenstecher Harry gönnte uns dann ncoh mal eine kurze Verschnaufpause. Aus 16 Leuten blieb am Ende nur noch ein Häufchen von 6 Leuten, die in Magdeburg glücklich und mit leicht wund gescheuertem Hintern in Magdeburg ankamen. 12 Stunden, eine Speiche, zwei Schläuche, 1 Rahmen, 1 Kette und ein Schaltwerk hat der ganze Spass gekostet. Die unzähligen Bananen und Liter Cola habe ich nicht gezählt.
Vor lauter Glückshormonen ist für den Herbst eine zweite Auflage der Tour de Hell geplant. Mal sehen wie lange die Euphorie hält. Ich bin auf jeden Fall wieder dabei.
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